Vegetationsbrand-Tag im Sauerländer Wald
Feuerwehren, Hersteller und Forstbehörden im Dialog
Vegetationsbrand-Tag im Sauerländer Wald
Feuerwehren, Hersteller und Forstbehörden im Dialog
Rekord-Waldbrandsommer verdeutlicht Notwendigkeit der Zusammenarbeit aller Akteure
Im Waldbrandsommer 2022 sind per Mitte August allein in Deutschland fast 4300 Hektar Wald verbrannt. Laut einer Studie der UN wird die Zahl der jährlichen Waldbrände weltweit schon bis 2030 um 14 Prozent zunehmen, bis 2050 sogar um 30 Prozent.
Wie können Waldbesitzer, Feuerwehren, Forstbehörden und die Industrie sich in Zukunft noch besser vernetzen und zusammenarbeiten? Beim Vegetationsbrand-Tag im sauerländischen Neuenrade tauschten sich Akteure aus allen Bereichen inmitten eines Waldstücks aus und diskutierten Informationen zum Stand der Technik und Möglichkeiten der Vegetationsbrand-Bekämpfung.
Waldbrand-Präventionsmaßnahmen werden immer wichtiger
Während die Feuerwehren ihre Ausbildung für die Vegetationsbrand-Bekämpfung in den vergangenen Jahren stark forciert haben und technisches Gerät beschaffen, haben auch die Waldbesitzer erkannt, dass sie Vorsorge für ihr Hab und Gut treffen müssen. Hierzu zählen Maßnahmen wie die Ertüchtigung der Tragfähigkeit der Forstwege und die Pflege der Lichtraumprofile, damit die Befahrbarkeit mit Fahrzeugen der Feuerwehren gegeben ist.
Die Anlegung von Schutzstreifen oder Waldbrandriegeln sind an Stellen sinnvoll, an denen eine besondere Gefährdung besteht. In einem Schutzstreifen findet sich kein brennbarer Bewuchs, ein Waldbrandriegel ist dagegen ein Bewuchs aus weniger brandgefährdeten oder brandgefährlichen Bäumen zwischen großräumigen Waldgebieten.
Auch die Vorhaltung von Löschwasserreserven ist ein großes Thema. Die Anlegung von Löschteichen oder Zisternen ist teils mit hohen Auflagen oder Kompensationsmaßnahmen verbunden. Hier sind Naturschutzrecht und Forstrecht zu beachten. Ein Bau dieser Anlagen sollte daher wohlüberlegt sein, da der Planungs- und Genehmigungsaufwand hoch ist.
Eine schnelle Lösung bieten mobile Wassersäcke, die im gefüllten Zustand direkt im Wald platziert werden können. Hierzu bedarf es keiner Baugenehmigung. Die Säcke lassen sich während der Waldbrand-Saison ohne Probleme mit Löschwassermengen bis zu 50.000 Liter lagern – und das direkt vor Ort.
Hersteller demonstrieren Feuerwehren technische Neuerungen zur Vegetationsbrand-Bekämpfung
Ein wesentlicher Tagesordnungspunkt auf der Agenda waren praktische Vorführungen mit Produkten zur Bekämpfung von Vegetationsbränden. Um im Brandfall schnell in betroffene Gebiete vorrücken zu können, benötigen die Feuerwehren wendige und geländegängige Fahrzeuge mit Löschwassertanks. Die Brandschützer bekamen ein Tanklöschfahrzeug ‘Wald’ neuester Bauart und eine sogenannte Skid-Unit vorgeführt. Bei letzterer handelt es sich um einen Metallrahmen mit Pumpe, Wassertank und Zubehör. Dieser kann auf die Ladefläche eines handelsüblichen Pick-Up-Fahrzeugs aufgeladen werden und ist minutenschnell einsatzbereit. Die Löscheinheit lässt sich komplett autark mit minimalem Personalaufwand in den Einsatz bringen.
Die Löschwasservorhaltung und -förderung ist in Waldgebieten ohne Wasserversorgung ein grundsätzliches Thema. Die Vertreter der hiesigen Feuerwehren und des Märkischen Kreises konnten die Produkte mehrerer Hersteller direkt testen. Vom selbst befeuchtenden Löschschlauch über spezielle Strahlrohre für den Einsatz im Wald bis hin zu mobilen Wassertanks wurden die unterschiedlichsten Lösungen präsentiert. Auch an die Hygiene an der Einsatzstelle war gedacht.
Heimische Industrie besticht mit hoher Problemlösungs-Kompetenz
Während der Balver Mittelständler Paul Müller mit seiner Safety-Sparte mobile Wassersäcke, einen Feuerwehr-Spezialanhänger und die neue Skid-Unit vorstellte, überzeugte das Mendener Unternehmen Optimal Umwelttechnik mit einem kompletten System zur Einsatzstellen-Hygiene für die Feuerwehr-Einsatzkräfte.
Das Ibbenbürener Unternehmen Parsch Schläuche stellte gemäß dem Firmennamen Spezialschläuche für den Einsatz bei Vegetationsbränden zur Verfügung. Die Grevener Indutainer GmbH bot mit faltbaren Container eine platzsparende und sehr effiziente Lösung für die Löschwasservorhaltung an, während die Firma Scotty Firefighter ihr Equipment für die Brandbekämpfung zum Testen bereitstellte. Strahlrohre, Schaumzumischer und Löschrucksäcke sorgten für großes Interesse. Die Carl Henkel GmbH aus Bielefeld ist seit 1871 Ansprechpartner für die Feuerwehren. Sie stellte sogenannte Kreisregner vor und vertrat den Fahrzeughersteller Schlingmann aus Dissen vor Ort im Wald.
Alle Teilnehmer aus Industrie, Feuerwehren und Forst waren sich einig: Dieser Tag hat viele Erkenntnisse zutage gefördert, das Netzwerken untereinander belebt und hat auf jeden Fall eine Wiederholung verdient.
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