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Rheurdt: Bedrohter Gastank, gekippte Wand und Baumschäden: Sturm verläuft in Rheurdt verhältnismäßig glimpflich

Rheurdt: Bedrohter Gastank, gekippte Wand und Baumschäden: Sturm verläuft in Rheurdt verhältnismäßig glimpflich

Die Sturm- und Orkantiefserie Xandra, Ylenia und Zeynep, welche im Zeitraum von Donnerstagnacht bis Samstagmittag über weite Teile Deutschlands hinwegzog, hielt auch die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde Rheurdt in Atem. Mit insgesamt 12 Einsatzstellen ist allerdings glücklicherweise eine verhältnismäßig glimpfliche Einsatzbilanz zu ziehen. Menschen kamen bei den Einsätzen nicht zu Schaden. Zwischenzeitlich waren bis zu 50 Kräfte zeitgleich im Einsatz. Beide Wachen der Feuerwehr standen über mehrere Stunden in Alarmbereitschaft.

Schon am Mittwochabend bereitete sich die Feuerwehr auf intensive Tage vor. Im Gerätehaus Schaephuysen wurde vorsichtshalber die kommunale Feuerwehreinsatzzentrale (FEZ) eingerichtet, die bei angekündigten Unwetterlagen für gewöhnlich aktiviert wird. Zudem wurden alle Motorkettensägen auf Betriebsbereitschaft überprüft und Verpflegung für längere Einsätze organisiert.

Die erste Alarmierung führte die Löscheinheit Rheurdt am frühen Donnerstagmorgen gegen 5 Uhr aufs Hochend. Ein größerer Straßenbaum war umgefallen und versperrte die gesamte Fahrbahn. Unter Einsatz einer Motorkettensäge wurde der Baum zerkleinert und die Fahrbahn rasch geräumt.

Um 5.20 Uhr versetzte die Leitstelle des Kreises Kleve dann eine speziell geschulte Gruppe der Feuerwehr Rheurdt in Alarmbereitschaft. Diese sollte in den folgenden Stunden die kommunale Feuerwehreinsatzzentrale besetzen, um bei einer Zunahme der Einsatzmeldungen erforderliche Kräfte alarmieren und die lokale Koordination übernehmen zu können. In diesem Zuge führten einige Mitglieder der Gruppe mit einem Führungsfahrzeug Kontrollfahrten auf den Hauptverkehrsstraßen der Gemeinde durch. Dabei wurden zwei weitere Gefahrenstellen erkannt: Gegen 6 Uhr musste ein kleiner Baum, der eine Fahrspur der Landstraße 140 (Höhe Leyenburg) versperrte, per Muskelkraft beseitigt werden. Gegen 6.15 Uhr rückte man einem weiteren umgestürzten Baum auf dem Littardweg mit einer Bügelsäge zu Leibe. Gegen 7.30 Uhr konnte die Einsatzbereitschaft der FEZ vorerst aufgelöst werden.

Auf Anforderung des Kreisbrandmeisters aktivierte man die Feuerwehreinsatzzentrale am Freitagnachmittag um 15 Uhr erneut. Mit der herannahenden Kaltfront und dem anschließenden Orkantief Zeynep erwartete man zahlreiche weitere sturmbedingte Einsätze.

Der erste Notruf führte die in Teilen alarmierte Löscheinheit Schaephuysen in den Ortsteil Saelhuysen. Eine abgeknickte Baumkrone ragte in den Verkehrsbereich. Hier reichte Muskelkraft aus, um das Hindernis unschädlich zu machen.

Etwa eine halbe Stunde später sicherte die Einheit Schaephuysen den Gehweg vor einem Mehrfamilienhaus auf der Rheurdter Straße. Dachziegel stürzten in die Tiefe, beschädigten geparkte Autos und gefährdeten Fußgänger.

Um 18.18 Uhr wurde dann Vollalarm für die Löscheinheit Schaephuysen ausgelöst. Laut Meldung einer Anruferin sei im Ortsteil Lind ein Baum offenbar auf eine Stromleitung gekippt. Dadurch komme zu Funkenflug an der Stromleitung. Umfangreiche Erkundungsmaßnahmen der Feuerwehr lieferten jedoch keine Ergebnisse. Weder konnte ein umgestürzter Baum oder eine beschädigte Stromleitung noch ein möglicher Stromausfall festgestellt werden. Mutmaßlich sorgten starke Windböen für den kurzzeitigen Kontakt zweier Stromleitungen und somit für den sichtbaren “Funkenflug”.

Um 18.38 Uhr erreichte wiederum die Löscheinheit Schaephuysen die Nachricht, dass sich Photovoltaik-Panele auf dem Dach eines Hauses an der Hubertusstraße lösten. Diese wurden durch die Einsatzkräfte provisorisch fixiert.

Um 18.42 Uhr entschied sich die kommunale Zentrale dazu, auch für die Löscheinheit Rheurdt Vollalarm auszulösen, als ein umgewehter Straßenbaum die Bahnstraße versperrte. Innerhalb weniger Minuten machten die Kameradinnen und Kameraden diesen zu Kleinholz und räumten die Fahrspuren frei.

Mit abschwächendem Wind konnten nach und nach immer mehr Einsatzkräfte aus der Wachbereitschaft entlassen werden. Um 22 Uhr wurde schließlich auch die Bereitschaft der Feuerwehreinsatzzentrale aufgelöst.

Nach einigen Stunden der Ruhe wurden die Schaephuysener Kräfte am Samstagmorgen um 6.20 Uhr vom lauten Ton ihres “Piepers” geweckt. Im Ortsteil Neufeld drohte eine massive Mauer zwischen zwei Gärten umzufallen. Durch den böigen Wind hatte sich die Mauer bereits bedrohlich geneigt und stellte so eine akute Gefahr für die Anwohner und die im näheren Umfeld abgestellten Sachwerte. Die Feuerwehr sicherte die Mauer umgehend gegen weiteres Kippen und leuchtete die Einsatzstelle aus. Anschließend wurde ein hydraulischer Rettungszylinder eingesetzt, um die Mauer zurück in ihre Ursprungsstellung zu drücken. Der Rettungszylinder ist ein auf bis zu 1,5 Meter ausfahrbares Hydraulik-Teleskop, welches üblicherweise zur Befreiung von Verunfallten aus deformierten Fahrzeugen genutzt wird. Es hat eine von bis zum 18 Tonnen. Unter Einsatz von Paletten und zurechtgeschnittenen Kanthölzern wurde die Mauer abschließend stabilisiert. Die Eigentümer wurden angewiesen, die Mauer zeitnah durch eine Baufirma abreißen zu lassen.

Kaum war die Einsatzfähigkeit wiederhergestellt, führte um 8.04 Uhr der nächste Alarm erneut in den Ortsteil Neufeld. Aufmerksame Anwohner hatten einen etwa 10 Meter langen und 25 Zentimeter dicken, abgebrochenen Ast in einer Baumkrone bemerkt. Dieser wurde nur noch durch kleinere Zweige davon abgehalten, auf die stark befahrene Neufelder Straße zu stürzen. Die Feuerwehr sperrte die Straße und forderte die Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Neukirchen-Vluyn nach. Dank der Hilfe der Kollegen konnte der Ast abgetragen und entschärft werden. Während des Einsatzes wurden die Kräfte freundlicherweise von einer in der Nähe wohnenden Ratsfrau des Rheurdter Gemeinderates mit frischem Kaffee und einer schokoladigen Aufmerksamkeit versorgt. Eine derartige Dankbarkeit ist nicht selbstverständlich. Umso größer fiel die Freude des Einsatzpersonals aus.

Um 10.11 Uhr folgte der nächste Alarm, diesmal für die Einheit Rheurdt. Ein umgestürzter Baum versperrte den Oberweg. Doch auch dieser stellte die Feuerwehr vor keine allzu große Herausforderung – rasch war auch dieses Hindernis beseitigt.

Der bislang letzte Einsatz im Zusammenhang mit der Sturmlage rief gegen 13.40 Uhr erneut die Löscheinheit Rheurdt auf den Plan. Ein etwa 30 Meter hoher Baum auf dem Landwehrweg hatte sich gefährlich in Richtung eines Wohnhauses und eines Propangastanks geneigt. Ein Baumfällunternehmen aus Duisburg war bereits vor Ort. Da jedoch eine beachtliche Gefahr bestand, wurde die Feuerwehr hinzualarmiert. Gemeinsam mit einer weiteren, örtlichen Fachfirma wurde zunächst ein hinderlicher Baum im näheren Umfeld gefällt. Anschließend wurden zwei Mehrzweckzüge (portable “Seilwinden”) der Feuerwehr und eine Seilwinde des firmeneigenen Traktors eingesetzt, um den Baum zu sichern. Unter Anleitung der Fachfirma wurde der Baum schließlich kontrolliert in die entgegengesetzte Richtung gezogen, immer weiter angesägt und schließlich passgenau auf einem Feld zu Fall gebracht. Der guten Zusammenarbeit von Feuerwehr und Fachfirmen ist es zu verdanken, dass die brenzlige Lage ohne Folgen entschärft werden konnte.

Die Feuerwehr Rheurdt hat in den vergangenen drei Tagen in Summe rund 200 Einsatzstunden für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger geleistet. Glücklicherweise blieb es dabei bei kleineren Sach- und Umweltschäden. An dieser Stelle weist die Feuerwehr Rheurdt allerdings darauf hin, dass es auch in den kommenden Tagen immer noch zu Gefahrenstellen und Schäden infolge des Sturms kommen kann. Aufenthalte in bewaldeten Gebieten bleiben weiterhin gefährlich. Sollten Bürgerinnen und Bürger weitere Sturmschäden wie abgebrochene Äste, geneigte Bäume oder Vergleichbares, das eine akute Gefahr für Menschen, Tiere und Sachwerte darstellet, erkennen, sollte umgehend der Notruf 112 gewählt werden.

 
Quelle
Feuerwehr Gemeinde Rheurdt Simon Galka
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Maik Levermann

Leiter der Redaktion Feuerwehrpresse seit 2003

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