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Frankfurt am Main: Modernisierungsplan für Feuer- und Rettungswache im Gallus steht

Frankfurt am Main: Modernisierungsplan für Feuer- und Rettungswache im Gallus steht

Seit 120 Jahren steht die Wache an der Heinrichstraße, heute in kontrastreicher Nachbarschaft zu den neuen Hochhäusern im Europaviertel. Die Einsatzkräfte im Feuerwehr- und Rettungsdienst hier sind für große Teile der Innenstadt verantwortlich, im Schnitt schrillt jede halbe Stunde der Alarm. Die Identifikation mit dem Standort in dem historischen Gebäude ist groß. Umso bedeutsamer ist das geplante Bauprojekt – für die Mannschaft, die Branddirektion und für Frankfurt.

Jürgen Mahler, Dienstgruppenleiter und seit 16 Jahren auf der Feuer- und Rettungswache in der Heinrichstraße, steht vor einer Wandkarte im Flur gleich neben der Tür zum Gemeinschaftsraum. “Unser Einsatzgebiet geht von Griesheim über Bockenheim und das Westend, über die Innenstadt – bis zur Konstablerwache”, erklärt er. “In das Gebiet fallen Hauptbahnhof und Bahnhofsviertel, das Bankenviertel, die Messe, das Gallus – irgendwo ist immer etwas los”.

Bevor Mahler weitersprechen kann, piept sein Pager am Gürtel schrill. Wenige Momente später fahren zwei große Feuerwehrfahrzeuge mit Blaulicht die Frankenallee Richtung Taunusstraße davon. Durchschnittlich werden die 24 Frauen und Männer pro 24-Stundenschicht hier zu acht Feuerwehreinsätzen und 35 Rettungsdiensteinsätzen alarmiert. Tendenz steigend. Die Stadt verändert sich, Einsatzmenge und -spektrum wachsen, wie auch der für die Feuerwehr zuständige Dezernent Markus Frank weiß: “Wo früher der Güterbahnhof war, ist jetzt das Europaviertel und eine große Mall. Die Stadt verdichtet sich und wird komplexer – wir sorgen, dafür, dass sich die Sicherheitsinfrastruktur mit anpasst.”

Die Wache hat schon viele Zeiten und viel Veränderung erlebt. Schließlich ist sie seit Mai 1901 in Betrieb, damals als Feuerwache Westend. Der Fuhrpark umfasste vier Wagen für Personen, Geräte, Leiter und Dampfspritze – und acht Pferde. Die Halle mit großen Toren für die Feuerwehrkutschen Richtung Straße und in den Innenhof wird heute noch als Fahrzeughalle genutzt. Die Drehleitern passen aber nicht rein und für die anderen LKW-großen Fahrzeuge gelten nach einer Sanierung schärfere gesetzliche Vorgaben was Sicherheitsabstände betrifft. “Ein Neubau ist unumgänglich geworden, aber es war vielen auf der Wache sehr wichtig, dass ‘ihre Wache’ gleichzeitig erhalten bleibt”, sagt Jürgen Mahler über die Pläne.

Nach vielen Überlegungen und Gesprächen zwischen der Branddirektion, der Stadtpolitik, der BKRZ Grundstücksgesellschaft mbH & Co. KG, die alle Feuerwehr- und Katastrophenschutzbauten verwaltet und entwickelt, dem Architekturbüro, das die öffentliche Ausschreibung gewonnen hat, Mitgliedern der Wache und Vertretern des Denkmalschutzes steht jetzt das Ergebnis dieser planerischen und baulichen Herausforderung: “Wir haben drei Ziele. Das Erscheinungsbild des historischen Gebäudes wollten wir erhalten, gleichzeitig die funktionalen Abläufe für die Feuer- und Rettungswache optimieren und ausbauen. Außerdem wollen wir mit der ABG Holding innerstädtischen Wohnraum schaffen”, erklärt Asmir Husanović aus Sicht des Bauherrn, der BKRZ.

So wird der Altbau saniert und in Zukunft – mit den etwas kleineren Fahrzeugen – hauptsächlich als Bereich für den Rettungsdienst genutzt. Das alte Treppenhaus wird überholt, die kleine Turnhalle im Dachgeschoss bleibt. Die charakteristische Fassade wird erhaltend aufgearbeitet werden. “Ich glaube ja, das tut auch der Stadt gut. Hier in der Nachbarschaft ist die alte Wache einfach das Gesicht der Feuerwehr Frankfurt”, sagt Jürgen Mahler. Dass Modernisierung auch für die Büros, Ruhe- und Sozialräume Not tut, sieht er aber auch. “Ich schlafe immer gut in den alten Räumen mit bis zu sechs Kollegen, aber zeitgemäß ist das vermutlich nicht mehr”.

Die Büros, Küche und Gemeinschaftsräume, sowie die Ruheräume für die Feuerwehrleute gehen in den geplanten Neubau, der die Bestandswache wie ein U umschließen soll. Außerdem wird dringend benötigter zusätzlicher Platz geschaffen für Training und Spezialausrüstung für eine der Sondereinheiten der Feuerwehr: die Höhenrettung. Das gesamte Areal wird mit einer Tiefgarage und Verbindungsgängen unterkellert. Aus knapp 4.000 Quadratmetern Nutzfläche werden mehr als 14.000, wobei etwa 5.000 davon auf zusätzlichen, zum Teil geförderten Wohnraum für Frankfurt fallen.

Es wird noch dauern bis es losgeht. Zum Gesamtkonzept der Feuerwehr für die Innenstadt gehört nämlich, in Bockenheim an der Schwälmer Straße einen jetzt nur als Rettungswache genutzten Standort als Feuer- und Rettungswache – 2A – zu erweitern. “Hintergrund sind hier unser Einsatzkonzept der Staffelwachen und in den letzten Jahren um rund neun Prozent gestiegene Einsatzzahlen”, erklärt Benedikt Spiller, Direktionsbereichsleiter “Exekutiver Schutz und Rettung” der Feuerwehr Frankfurt. “Nach dem Prinzip der Staffelwachen sind insgesamt zwölf (künftig 13) Standorte der Berufsfeuerwehr über das Stadtgebiet verteilt und mit entsprechender Personalstärke ausgestattet, um das Schutzziel von fünf Minuten Fahrzeit zum Einsatzort einzuhalten.”

Erst nach den Bauarbeiten in Bockenheim, kann die Modernisierung an der Heinrichstraße beginnen. Die geschätzten Kosten für den Umbau der Feuer- und Rettungswache hier liegen bei etwa 30 Millionen Euro. “Das ist nicht wenig Geld, aber wir schaffen so ein hohes Maß an Sicherheit für die Bevölkerung, die Unternehmen und die Gäste in der Innenstadt und ermöglichen zusätzlich nicht nur gute Arbeitsbedingungen für unsere Feuerwehreinsatzkräfte, sondern auch noch Wohnungsbau”, ist Feuerwehrdezernent Frank überzeugt von dem Projekt.

Jürgen Mahler räumt die Pläne wieder weg. “Manche Anwohner hatten vielleicht gehofft, dass wir einen anderen Standort auf einer neuen Fläche kriegen. Unsere Einsatzfahrzeuge sind halt laut, aber wir nehmen Rücksicht wo immer es geht.” Er ist froh, dass er und die 97 Kolleginnen und Kollegen hier im ältesten Gebäude der Feuerwehr Frankfurt an der Heinrichstraße bleiben. Er unterstreicht nochmal, wie wichtig die Identifikation mit der Wache und ihrer langen Geschichte ist. Das habe viel mit dem Zusammenhalt zu tun. Und den brauche man, um manche Einsatzerfahrungen zu verarbeiten. Dann schrillt wieder der Alarm.

 
Quelle
Anne Walkembach, Informations- u. Kommunikationsmanagement - Feuerwehr Frankfurt am Main
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Maik Levermann

Leiter der Redaktion Feuerwehrpresse seit 2003

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