Goch: Großbrand in Gewerbebetrieb
Goch: Großbrand in Gewerbebetrieb
Gegen 15.30 Uhr ist ein Feuer in einem Gewerbebetrieb am Höster Weg ausgebrochen. Die Ursache ist unklar. Das freistehende Gebäude befindet sich unmittelbar an der Bundesstraße 67 sowie neben der Bahnstrecke des RE10.
Unmittelbar nach Eintreffen der ersten Kräfte ereignete sich eine Rauchgasdurchzündung. In deren Folge sind zwei Einsatzkräfte der Feuerwehr Goch schwer verletzt worden. Sie erlitten Verbrennungen, Lebensgefahr besteht nicht. Beide wurden mit Rettungshubschraubern in Spezialkliniken transportiert.
Aufgrund der starken Rauchentwicklung hat die Feuerwehr die Bevölkerung aufgefordert, Im betroffenen Bereich Fenster und Türen zu schließen und in den Gebäuden zu bleiben. Die Bahnstrecke sowie die B67 sind derzeit in Höhe der Einsatzstelle gesperrt. Das LANUV wird im Verlaufe des späten Nachmittags Luftmessungen durchführen.
Vor Ort sind Einsatzkräfte aller Löschzüge und -gruppen der Feuerwehr Goch sowie Einheiten der Feuerwehr Weeze. Wie lange der Einsatz noch andauert, steht derzeit nicht fest.
Update 12.08.2022 20:38 Uhr: Warnung vor kontaminiertem Löschwasser
An der Einsatzstelle haben mittlerweile die Nachlöscharbeiten begonnen. Hierzu werden unter anderem Radlader eingesetzt, die Brandschutt am hinteren Hallenbereich auseinanderziehen, dann können Glutnester besser abgelöscht werden. Die Halle selbst darf nicht betreten werden, es herrscht akute Einsturzgefahr.
Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass in der ersten Einsatzphase Löschwasser in die Kanalisation und damit in die Niers gelangt ist. In Abstimmung mit den behördlichen Vertretern des Kreises Kleve empfiehlt die Feuerwehr, vorerst kein Wasser aus dort Niers zu entnehmen, nicht darin zu baden und keine Tiere daraus trinken zu lassen. Dies ist eine Vorsichtsmaßnahme. Ob tatsächlich eine Gefährdung besteht, wird durch Messungen verifiziert.
In der Spitze waren 200 Kräfte im Einsatz, die Arbeiten werden sich noch mehrere Stunden hinziehen.
Update 12.08.2022 20:38 Uhr: Warnung vor Rauchgas aufgehoben
Die Warnung vor Rauchgas haben wir zurückgenommen, die Bahnstrecke ist wieder freigegeben. Die B67 bleibt weiterhin gesperrt. Weiteres folgt.
Update 12.08.2022 22:45 Uhr: Folgemeldung Großbrand
Die Löscharbeiten sind abgeschlossen, derzeit laufen Aufräumarbeiten. Wenn diese beendet sind, wird die Bundesstraße 67 wieder freigegeben werden können.
Unsere Einsatzkräfte bleiben die ganze Nacht vor Ort und achten mit Brandsicherheitswachen darauf, dass womöglich vorhandene Glutnester nicht wieder aufflammen.
Morgen, wenn sämtliche Maßnahmen abgeschlossen sind, werden wir eine ausführlichen Abschlussmeldung zum gesamten Einsatzverlauf veröffentlichen.
Unseren beiden verletzten Kameraden geht es den Umständen entsprechend. Einer der beiden wird morgen voraussichtlich wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden können. Der zweite Kamerad hat ernstere Verletzungen erlitten und verbleibt stationär im Krankenhaus. Wir wünschen beiden von Herzen gute Besserung.
Update 13.08.2022 15:02 Uhr: Abschlussmeldung: Großbrand einer Gewerbehalle
Der Großeinsatz der Feuerwehr Goch am Höster Weg ist beendet. Das Feuer war gestern (12.8.22) gegen 15.30 Uhr an der Halle eines Großhändlers für Blumen- und Gartenprodukte ausgebrochen. Insgesamt haben die Löscharbeiten knapp 19 Stunden gedauert. Zwei 46 und 36 Jahre alte Einsatzkräfte der Feuerwehr Goch haben während der Löscharbeiten unter anderem Brandverletzungen an Gesicht und Händen erlitten und wurden mit Rettungshubschraubern in Spezialkliniken geflogen. Der 36-jährige hat leichtere Verletzungen erlitten. Er bleibt zur Beobachtung nach jetzigem Kenntnisstand noch übers Wochenende im Krankenhaus. Über den Gesundheitszustand des 46-Jährigen liegen der Feuerwehr keine gesicherten Kenntnisse vor. Wir hoffen sehr, dass beide bald wieder unter uns sind und schnell gesund werden.
Aufgrund der extremen Rauchentwicklung hat die Feuerwehr gestern frühzeitig eine Bevölkerungswarnung ausgesprochen und unter anderem über die WarnApp NINA veröffentlicht. Im weiteren Verlauf wurde auch vor kontaminiertem Löschwasser gewarnt, das womöglich in der ersten Einsatzphase über die Kanalisation in die Niers gelangt ist. Später war der Kanal abgeschiebert, das Löschwasser wurde aufgefangen und abgepumpt.
Die Bevölkerung soll vorerst nicht in der Niers baden, keine Tiere daraus trinken lassen oder das Wasser anderweitig verwenden. Diese Warnung bleibt bestehen, bis die Analyse der entnommenen Wasserproben abgeschlossen ist. Damit ist nicht vor Mitte der kommenden Woche zu rechnen. Die Bevölkerungswarnung vor den Rauchgasen konnte dagegen bereits am Abend wieder zurückgenommen werden. Die Bundesstraße 67 in Höhe der Einsatzstelle sowie die Bahnstrecke zwischen Goch und Weeze waren für mehrere Stunden voll gesperrt.
Die Polizei hat Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen, der Brandort wurde beschlagnahmt. Der entstandene Sachschaden wird vorläufig mit 1,5 Million Euro angegeben. Das Gebäude ist völlig zerstört und einsturzgefährdet. Mehrere auf dem Gelände abgestellte Fahrzeuge, unter anderem ein Sattelauflieger, wurden ebenfalls zerstört.
Zum Zeitpunkt des Brandes befand sich niemand auf dem Firmengelände. Das Tor dazu war verschlossen. Zunächst brannte es von der Bundesstraße aus gesehen im linken hinteren Bereich des Grundstücks, dort waren unmittelbar neben der Halle große Mengen an Paletten gelagert. Die Flammen schlugen durch ein Tor in die Halle ein. In diesem Bereich waren große Mengen Düngemittel in unterschiedlichen Verpackungen gelagert. Von hier aus breitete sich das Feuer extrem schnell auf die gesamte Halle aus. Es kam nur Minuten nach Eintreffen der ersten Kräfte zu einer massiven Rauchgasdurchzündung, in deren Folge die beiden Einsatzkräfte ihre Verletzungen davongetragen hatten. Sie waren als Angriffstrupp unter schwerem Atemschutz auf der rechten Gebäudeseite eingesetzt. Einer der beiden wurde durch die Druckwelle gegen ein auf dem Gelände abgestelltes Fahrzeug geschleudert und von Trümmerteilen getroffen. Im weiteren Einsatzverlauf erlitt ein weiterer Feuerwehrmann eine Schnittverletzung im Finger und mehrere Einsatzkräfte mussten kurzzeitig aufgrund von Kreislaufproblemen behandelt werden. Sie konnten ihre Tätigkeit jedoch alle wieder aufnehmen.
Zwei Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr Goch, ein Hilfeleistungslöschfahrzeug der Löschzüge Stadtmitte und die Drehleiter, wurden durch die Durchzündung beschädigt: Plastikteile schmolzen aufgrund der extreme Hitze. Beide Fahrzeuge sind jedoch weiterhin einsatzbereit.
Stadtbrandinspektor Stefan Bömler ließ sofort sämtliche Einheiten der Feuerwehr Goch alarmieren, auch die Feuerwehr Weeze rückte mit 40 Kräften zur Unterstützung an. In der Spitze waren 200 Einsatzkräfte aller beteiligten Organisationen vor Ort.
Es wurden drei Einsatzabschnitte gebildet. Nach der Durchzündung stand fest, dass die Halle nicht zu halten ist. Daher war es das Ziel, eine Brandausbreitung auf benachbarte Gebäude sowie auf die Vegetation im Bereich der Bahnschienen zu verhindern. Dies gelang. Im weiteren Verlauf wurde das unterkellerte Gebäude so weit wie möglich mit Löschschaum geflutet. Mit einem Radlader und einem Bagger konnte Brandschutt im hinteren linken Bereich des Grundstücks so weit auseinandergezogen werden, dass auch hier ein nachhaltiger Löscherfolg erzielt wurde. Nach 7 Stunden wurde “Feuer Aus” gemeldet, Nachlöscharbeiten einzelner Glutnester zogen sich jedoch noch weitere 12 Stunden hin.
Neben den Feuerwehren aus Goch und Weeze waren weitere Organisationen und Funktionen an dem Einsatz beteiligt:
Kreisbrandmeister Reiner Gilles, der stellvertretende Bezirksbrandmeister Rainer Höckels, die Allgemeine Vertreterin der Landrätin, Zandra Boxnick und Bürgermeister Ulrich Knickrehm unterstützten die Einsatzleitung. Das DRK Goch sorgte für die Versorgung der Einsatzkräfte. Die Feuerwehr des Kreises Wesel entsandte im Rahmen des ABC-Schutzkonzeptes NRW eine Mess-Einheit, sie kümmerte sich gemeinsam mit dem LANUV (Landesamt für Umwelt- und Verbraucherschutz) sowie mit der Unteren Wasserbehörde des Kreises Kleve um die Gefahrenbeurteilung durch Rauchgas und kontaminiertes Löschwasser. Die MANV-Gruppe des Kreises Kleve (MANV = Massenanfall von Verletzten) richtete gemeinsam mit dem Rettungsdienst vorsorglich einen Behandlungsplatz ein, um mehrere Verletzte im Bedarfsfall behandeln zu können. Die Abrollbehälter Schlauch, Atemschutz und Schaum des Kreises Kleve waren ebenfalls vor Ort. Die DLRG unterstützte mit ihrer Drohne, in der eine Wärmebildkamera verbaut ist. Zwei Kameraden der Bundeswehr-Feuerwehr kamen zufällig an der Einsatzstelle vorbei und boten spontan ihre Hilfe an. Ihnen sowie allen beteiligten Kräften und Organisationen gebührt der Dank der Feuerwehr Goch für die wertvolle Unterstützung.
Bedanken möchte sich die Feuerwehr ebenso bei vielen Bürgerinnen und Bürgern, die uns unter anderem mit Getränken versorgt haben. Die große Hitze durch Brand und Wetter war vor allem für unsere Atemschutztrupps sehr belastend. Dass so schnell so viele Getränke zur Verfügung gestellt wurden, hat sehr geholfen. Zudem haben uns auf allen Kanälen unzählige Genesungswünsche für unsere verletzten Kameraden erreicht. Auch hierfür vielen herzlichen Dank.