Heide: Startschuss für telemedizinische Einsatzunterstützung im Rettungsdienst in Schleswig-Holstein
Heide: Startschuss für telemedizinische Einsatzunterstützung im Rettungsdienst in Schleswig-Holstein
Die notfallmedizinische Versorgung im Gebiet der Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH) wird um einen wichtigen Faktor ergänzt: Den Rettungskräften sollen künftig Telemedizinerinnen und -mediziner als Unterstützung zur Seite gestellt werden, die im Bedarfsfall per Telefon, Daten- oder Videoübertragung zugeschaltet werden können. Die messbaren Gesundheitsdaten der behandelten Personen werden dafür mittels einer speziellen Software und mobiler Technik digital an die Telemedizinerinnen und Telemediziner in eine noch einzurichtende Zentrale in Pinneberg übermittelt.
Das Gesundheitsministerium Schleswig-Holstein hat Ende Oktober 2021 die Genehmigung für die Implementierung eines Konzepts zur Einführung der telemedizinischen Einsatzunterstützung erteilt. Auf dieser Grundlage beginnt die RKiSH nun mit dem Aufbau der notwendigen Infrastruktur und nachfolgend mit der Schulung der Einsatzkräfte im Umgang mit der neuen Technik. Innerhalb der RKiSH wird bereits seit mehreren Jahren an einer telemedizinischen Einsatzunterstützung gearbeitet.
Gesundheitsminister Heiner Garg betont: “Menschen müssen darauf vertrauen können, in Notfallsituationen bestmöglich medizinisch versorgt zu werden. Wir in Schleswig-Holstein verfügen in der Notfallversorgung bereits über sehr gute Strukturen. Die Telemedizin ermöglicht es, diese Strukturen noch weiter zum Wohle der Patientinnen und Patienten sowie zum Vorteil der Rettungskräfte und Ärztinnen und Ärzte zu optimieren. Denn sie erleichtert Konsultationen zwischen dem rettungsdienstlichen und ärztlichen Personal und trägt dazu bei, medizinische Ressourcen zu schonen, sodass diese gezielter zum Wohle der Patientinnen und Patienten eingesetzt werden können. Ich freue mich daher sehr, dass die RKiSH nun die Voraussetzungen für die telemedizinische Einsatzunterstützung schafft.”
Im Bedarfsfall können die Rettungskräfte im Einsatz per Telefon-, Video- oder Datenanruf telemedizinische Einsatzunterstützung von Medizinerinnen und Medizinern anfordern und sich von diesen beraten lassen. Dadurch können in kürzerer Zeit wichtige medizinische Entscheidungen für eine bessere, schnellere und gezieltere Behandlung der Patientinnen und Patienten getroffen werden. Die Vitaldaten, wie Blutdruck, Herzfrequenz oder das EKG-Bild der behandelten Personen werden dafür mittels einer speziellen Software und mobiler Technik digital an die Telemedizinerinnen und -mediziner in eine Zentrale übermittelt.
Die RKiSH ist der erste Rettungsdienst in Schleswig-Holstein, der ein solches System implementieren wird. “Der Rettungsdienst hat sich von einem Transportdienst längst zu einer leistungsfähigen Notfallversorgung entwickelt,” sagt RKiSH-Geschäftsführer Michael Reis. Die medizinischen Anforderungen an den Rettungsdienst seien gestiegen, gleichzeitig verzeichne die Zahl der Einsätze im RKiSH-Einsatzgebiet einen anhaltenden Anstieg: “Seit längerem arbeiten wir an Strategien, um im Rahmen einer differenzierten Notfallversorgung unsere Ressourcen auch in der Zukunft weiterhin optimal einsetzen zu können. Die Telemedizin ist ein entscheidender Schritt in diese Richtung.”
Telemedizinerinnen und -mediziner sollen in Schleswig-Holstein künftig vom Rettungsdienstpersonal hinzugezogen werden können – etwa, um die Zeit bis zum Eintreffen einer Notärztin oder eines Notarztes zu überbrücken. Während Notärztinnen und Notärzte zum Einsatzort häufig weite Strecken zurücklegen müssen, was zeitaufwändig ist, können die Telemedizinerinnen und -mediziner mithilfe der digitalen Anwendung direkt konsultiert werden. Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter können dabei auf den ärztlichen Rat von speziell ausgebildeten und qualifizierten Telemedizinerinnen bzw. Telemedizinern insbesondere im Hinblick auf die Entscheidung zurückgreifen, ob die Patientin oder der Patient ins Krankenhaus gebracht werden muss oder anderweitig versorgt werden soll. Die telemedizinische Einsatzunterstützung soll so auch zu einer Verringerung nicht-medizinisch erforderlicher Transporte in die Kliniken beitragen.
“Dies entlastet nicht nur das Rettungsdienstpersonal, sondern auch die Notaufnahmen und Notfallambulanzen in den Krankenhäusern. Vor allem aber hilft es den Patientinnen und Patienten, denen vielleicht mit einer Versorgung im heimischen Umfeld durch Hausärzte, Pflegedienste oder anderen Hilfen besser gedient ist, als aus dem Krankenhaus gleich wieder nach Hause entlassen zu werden”, so Dr. med. André Gnirke, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst der RKiSH. “Zwar ermöglichen die von uns entwickelten Standardarbeitsanweisungen (SAA) den Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern schon jetzt in vielen Notfällen, eigenständige Maßnahmen zu ergreifen und Entscheidungen zu treffen, doch gab es bisher keine Möglichkeit, im Zweifel oder bei Bedarf die ärztliche Expertise hinzuzuschalten.”
Auch bei Transporten zwischen Kliniken, etwa der Verlegung einer Patientin oder eines Patienten von einem Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung in eine spezialisierte Klinik, können Telemedizinerinnen und -mediziner zukünftig eingesetzt werden, die von der Zentrale aus die live übermittelten Patientendaten überwachen und den Notfallsanitäterinnen und -sanitätern, welche den Transport durchführen, unterstützend zur Seite stehen.
“Im Fokus steht die Patienten-, Mitarbeiter- und Rechtssicherheit”, sagt der Telemedizin-Projektkoordinator der RKiSH, Olaf Cordsen. “Die Einführung der Telemedizin soll den Patienten und Mitarbeitern mehr Sicherheit bringen und die Kompetenzentwicklung des Rettungsdienstpersonals weiter fördern.”